Das Bordeaux-Virus hat mich gepackt. Im August darf ich erneut hin, unter anderem um endlich Château Pontet Canet in Pauillac zu besuchen.
Bordeaux vibriert wieder, nachdem es regelrecht leblos wirkte. Das stolze Bordeaux hatte die Gunst der Konsumenten verloren. Verstaubt war das Ansehen, überheblich das Auftreten.
Wie konnte das passieren? Über Jahrzehnte verkauften sich die Weine wie geschnitten Brot. Selbstherrlich und unkritisch verschlief man die Veränderungen am Weinmarkt.

Weintrinker fragten nach frischen, lebendigen und authentischen Weinen. Intensiver Holzausbau, hohe Alkoholgrade, kraftvolle Gerbstoffe waren nicht mehr gefragt.
Noch fataler ist allerdings der weltweit sinkende Rotwein-Konsum. Der Absatz stockt, die Weinkeller sind voll, die Konkurrenz drückt: Bordeaux droht(e) in einem unverkäuflichen Weinsee zu ertrinken.

Und dann der Weckruf. Ziemlich brutal, schließlich wurden 10.000 Hektar Reben herausgerissen. Bordeaux ist plötzlich hellwach und unglaublich dynamisch. Bioanbau und Agroforstwirtschaft draußen; Amphoren und low-intervention Weine drinnen: ein Wandel vollzieht sich. Regelrecht revolutionär ist die Zulassung der iberischen Rebsorten Albariño & Touriga national sowie von PIWIs. Bordeaux ist wieder extrem fortschrittlich.

Nichts wie hin. Von Margaux nach Paulliac, von Saint Emilion ins Entre deux mers, so mein Reiseplan. Einige Bar-Rix-Weingüter besuche ich und schaue, was sich sonst noch tut. Das Erlebte und Auserwählte möchte ich Euch in dieser Weinprobe vorstellen. Wir verkosten natürlich einige Klassiker und auch neuartige, innovative und (vielleicht) wegweisende Bordeaux-Weine. Château Pontet Canet, das erste bedeutende biodynamische Weingut aus dem Médoc wird natürlich dabei sein und vom rechten Ufer das legendäre Château Le Puy.

Fast erscheint es mir wie eine Reise in die Zukunft. Das alte Bordeaux existiert zumindest nicht mehr. Wir verkosten das neue. Es wird ein lebendiger und feuchtfröhlicher Reisebericht.